Menu Content/Inhalt
DIN1055.de arrow DIN 1055-4 arrow Auslegungssache

An-/Abmelden






Passwort vergessen?
Auslegungssache
Samstag, 13 Oktober 2007

Der Normenausschuss Bauwesen NABau veröffentlicht in regelmäßigen Abständen seine Antworten auf Anfragen der Anwender. Meist sind diese Informationen hilfreich und beantworten die Fragen vollständig, wie unser Beitrag zur Interpolation bei verschiedenen Dachneigungen zeigt.

>> Diskussion im Forum

Genauigkeit in DIN 1055-4:2005-03

In den Auslegungen zu DIN 1055-4 vom Mai 2007 ist auf Seite 4 zu Abschnitt 12.1.4 (Pultdächer) unten zu lesen:

"In den Tabellen für geneigte Dächer sind für bestimmte Neigungsbereiche sowohl positive als auch negative Werte zu berücksichtigen. Sind die Werte, sofern sie bei einem bestimmten Neigungswinkel erstmalig genannt werden, auch ab diesem Winkel erstmalig zu berücksichtigen? oder muss, wie nachfolgend dargestellt, interpoliert werden?

Beispiel: Tabelle 5 Anströmrichtung ǿ 0° Ab Neigung 15° ist für die Dachbereiche F, G, H auch ein positiver Wert von + 0,2 zu berücksichtigen.

Frage: Ist dieser Wert erst ab 15° zu berücksichtigen oder muss man bei Neigungen zwischen 10° (+0) und 15° (+0,2) interpolieren?"

Die knappe Auskunft hierzu lautet: "s. Anlage 1".

Anlage 1 ist eine Erweiterung von Tabelle 5 - Außendruckbeiwerte für Pultdächer in DIN 1055-4. Die ergänzten Bereiche wurden umrandet:

Tab5-1
(Quelle: Auslegungen_zu_DIN_1055-4_Stand_05-07.pdf, S.7)

 

Das Weglassen der cpe,1-Werte im Bereich H war vermutlich in der Urfassung der Norm nicht beabsichtigt. Durch die Beantwortung ist der Bereich H des Pultdaches verständlicher.

nach oben  


Auslegung von DIN1055.de

Die Anfrage ist auf den ersten Blick durchaus gerechtfertigt. Das gleiche Problem tritt z.B. auch bei Tabelle 6 (Satteldächer) auf. Zur Verdeutlichung betrachten wir (willkürlich) den Bereich F, cpe,1 in Tab. 5:

  • α = 5°: cpe,1 = -2,5
  • α = 10°: cpe,1 = -2,2
  • α = 15°: cpe,1 = -2,0 und + 0,2
  • α = 30°: cpe,1 = -1,5 und + 0,7
  • α = 45°: cpe,1 = + 0,7

Leicht nachvollziehbar ist, dass die Druckbeiwerte mit steigender Dachneigung anwachsen: Flachdächer sind nahezu ausschließlich für abhebende Lasten aus Wind zu bemessen, während Steildächer (hier: ab 45°) reinen Druck erhalten. Dies entspricht sinngemäß der "alten" DIN 1055-4 von 1986. Erschwerend kommt in der Neufassung die Forderung nach der Berücksichtigung von Sog und Druck für 15° ≤ α ≤ 30° hinzu.

Der Fragesteller wollte wahrscheinlich auf etwas anderes hinaus. Wie sind die cpe-Werte für

  • α = 11 ... 14° und
  • α = 31 ... 44°

anzunehmen? Ist für 11° der interpolierte, geringe Druckbeiwert von cpe,1 = + 0,04 anzusetzen und für 14° entsprechend + 0,16? Sinngemäß müssten Dachneigungen von 40° zusätzlich für einen Sogbeiwert von - 0,5 untersucht werden...

Oder darf für die beispielhaft genannten Neigungen auf die Interpolation verzichtet werden - dann wäre für

  • α = 11 ... 14°: cpe,1 = - 2,2 und
  • α = 31 ... 44°: cpe,1 = + 0,7.
Hierdurch würde eine Bemessung deutlich vereinfacht werden! Die Erfahrung zeigt, dass Ingenieure und Prüfstatiker teils unterschiedliche Ansichten haben; in der Praxis kann dies zu Unstimmigkeiten führen.

nach oben  


 
Durch eine anschauliche Formulierung der Norm könnte Klarheit geschaffen werden. Denkbar wäre die Eintragung weiterer Zahlenwerte:

Tab5-2
(Quelle: Auslegungen_zu_DIN_1055-4_Stand_05-07.pdf, S.7)

 
Stünde in der Spalte für 10° zusätzlich "+ 0", so wäre eindeutig festgelegt, dass interpoliert werden muss. Die Anzahl der Kombinationen würde ansteigen.
 
Allerdings hat sich die Bemerkung zu Tabelle 5 durch die Auslegung inhaltlich nicht verändert: 
 
"(2) Für die Anströmrichtung Θ = 0° und bei Neigungswinkeln von α = + 15° bis +30° ändert sich der Druck schnell zwischen positiven und negativen Werten; daher werden sowohl der positive als auch der negative Wert angegeben." (Quelle: Auslegungen_zu_DIN_1055-4_Stand_05-07.pdf, S.7)
Hier steht eindeutig "von α = + 15° bis +30°" - demnach sind Neigungen bis 14° in den Bereichen F und G nur für Sog zu bemessen. Ab 31° sind ausschließlich drückende Beiwerte anzusetzen.
 
Planerisch läßt sich die Anzahl der Lastkombinationen reduzieren, indem Neigungen α ≤ 14° bzw. α ≥ 31° gewählt werden.

Fazit

Ob sich Windverwirbelungen durch die mathematisch exakten Zahlen 15 bzw. 30 aufhalten lassen, ist fragwürdig. Eine statische Berechnung beruht immer auf einer Modellierung der Realität. Die Vorgabe eines sinnvollen Modells macht eine Abschätzung ("Bemessung") überhaupt erst möglich. 
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben. Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich ('Anmelden' im Hauptmenü).
 
< zurück
designed by www.madeyourweb.com